Wir sind die Gutmenschen


Ihr Politiker und Werbefuzzis buhlt um Vertrauen, heuchelt Integrität und leutselige Duz-Kumpanei und seid doch dieselben geblieben. Als ob das nachhaltige Überzeugen des blöden, kleinen Mannes jetzt das „Non Plus Ultra“ bei der Rettung der Welt wäre! Doch das ist es wohl, was aktuell zu euren ewigen Grundbestrebungen hinzukommt, denn selbstverständlich rührt ihr tatsächlich wie gehabt keinen Finger, wenn ihr nicht daran verdient. Diese Kombination ist perfekt! Allen ein nachhaltig schlechtes Gewissen zu suggerieren, wenn sie nicht auf die Vorschläge eurer Wahl reagieren, klappt zunehmend gut, ein wahrhaft nachhaltiges Bewahren und Mehren von Macht und Profit.

Versprechungen für ein besseres Leben und eine Dauerkarte für die Wohlfühlzone machen auch die Drogendealer. Illusionen, die für die meisten unerreichbar sind, funktionieren tatsächlich – fast kostenfrei – mit altbewährten Mittelchen oder ganz neu kreierten psychedelischen Pantschereien; von einem Lada auf einen Maserati umzusteigen geht damit billiger. Die Gesundheitsgefährdung dürfte zudem für den Autopiloten sowie Unbeteiligte um einiges größer sein als für den Psychoflieger. Und nicht nur Red Bull und der neueste Audi, sondern eben auch LSD verleiht Flügel. Die verlockenden, glückverheißenden Aufmunterer, die die Stimmung pushen, die das Aussehen, das Ansehen, das tägliche Kleinkramoptimierungsgekleckere, die Gesundheit oder den Geldbeutel nach vorne bringen , helfen garantiert vor allem den Anbietern. Sogar Altplastik ist jetzt nachhaltig. Hier lauert Kilroy in der „Placebo“-Ausführung an jeder Ecke. Heidewitzka, so wird die Kaffeefahrt ganz seriös ins Wohnzimmer verlegt. Da kann man neuerdings auch vermehrt Werbefilmchen produzieren und ausstrahlen, die weder in sich einen Sinn ergeben oder irgendeinen Inhalt transpirieren noch zu dem beworbenen Objekt in geringstem Bezug stehen, und der draufgesetzte, forsch-fröhliche Sprechdurchfall ist mitnichten dazu angetan, diese Zumutungen zu ertragen; je öfter, je nervtötender. Aber das ist völlig egal, Hauptsache, der Name bleibt nachhaltig im Gespräch. Das Produkt spricht für sich selbst, und denen, die sich die teureren Anschaffungen überhaupt leisten können, ist Werbung sowieso wurscht. Unweigerlich sehnt man sich dann nach einer sachlichen Produktinformation, so langweilig sie auch sein mag. Aber mit Sicherheit nicht so häufig.

Wenn ein Politiker Scheiße baut und nicht mehr tragbar wird, ist er immer noch gut genug, um für das doppelte Gehalt nach Brüssel zur EU weggelobt zu werden. Damit stinkt der hinterlassene Dreckhaufen etwas weniger unangenehm und der mögliche Schaden für das Renomme der Partei wird begrenzt. In Fällen, wo das nicht klappt, setzt er einfach seine bisherige Lobbyarbeit als noch besser bezahlter Berater fort oder pflanzt in Alaska Ananas.

(Juli 2022)